Tour de Natur

Fatale Bahnpolitik

"Kreative Radtour für nachhaltige Verkehrspolitik und Lebensweise"

In der Route unserer "Tour de Natur 2006" steckt erhebliche verkehrspolitische Brisanz.

Start Erfurt:

Die Bundesregierung will durch Erfurt eine Hochgeschwindigkeitsstrecke führen. Die Strecke ist typisch dafür, wie bei den Investitionen in Schienenwege Hochgeschwindigkeit gefördert wird, statt die Fläche zu erschließen, und wie Milliarden Euro versenkt werden. Gebaut wird eine Umwegbahn: Erfurt ist der westlichste Punkt des Umwegs auf der Verbindung München – Berlin. Bis 2000 war Erfurt Kreuzungspunkt für ein Dutzend Interregio- Züge. 2001 wurde diese erfolgreiche Zuggattung abgeschafft. Verkehrter Verkehr!

Etappe Leipzig:

Der Hauptbahnhof wurde beeindruckend erneuert. Aus Gleiswelten mit Geschäftsanschluss wurden Geschäftswelten mit Gleisanschluss. Mit der Ausnutzung der in Bahnhöfen kaum begrenzten Ladenschlusszeiten wurde der Konkurrenzkampf in der Geschäftswelt verschärft. Im Hauptbahnhof wurden zwei Gleise in Pkw-Stellplätze umgewandelt. Jetzt wird das Prestigeobjekt "Citytunnel" für mehr als eine halbe Milliarde Euro gebaut. Mit dem Geld ließe sich ein attraktiver Stadt-Umland-Verkehr gestalten. Ausgedacht wurde der Tunnel, um den Kopfbahnhof Leipzig besser von Süden zu erreichen, um die riesigen Tagebau- und Industriegebiete in Leipzigs Norden und Süden zu verbinden. Heute liegen dort nur noch blühende Landschaften. Der Fernverkehr wird den Tunnel nur eingeschränkt befahren können. Überteuerte Prestigeobjekte statt Bahn für alle!

Etappe Dresden:

Seit Dezember 2004 ist Dresden mit Bayern und Baden-Württemberg im Schienenfernverkehr nur noch im Vier-Stunden-Rhythmus verbunden. Das ist keine Ausnahme. Einige große Städte sind inzwischen vom Schienenfernverkehr weitgehend abgehängt – so Magdeburg und Rostock. In Dresden soll eine neue Autobrücke über die Elbe gebaut werden, die "Waldschlösschenbrücke". Damit wird sogar das Prädikat "Weltkulturerbe" gefährdet. Übrigens: Während es im Dezember 2004 bei einigen Städteverbindungen zum Vier-Stunden-Takt kam, wurde bei der schweizerischen SBB der Halbstunden-Takt eingeführt. Seither sind dort alle größeren Städte halbstündlich in den Bahnfernverkehr eingebunden. Ach ja – die SBB befindet sich in öffentlichem Eigentum. Und dort soll das so bleiben.

Etappe Görlitz:

Hier gibt es noch Restbestandteile der einstmals blühenden ostdeutschen Bahntechnik-Industrie. Die FAZ titelte 1990: "Die Waggonindustrie in der DDR ist in der Welt führend.” Doch die Option auf eine Zukunft mit Verkehrswende wurde vergeben. Die Bahntechnik-Arbeitsplätze in Ostdeutschland wurden seit 1990 von 30.000 auf 5.000 reduziert. Die Arbeitsplätze im gesamten Bahnbereich (DB, DR und Bahnindustrie) wurden seit 1990 von 650.000 auf 200.000 reduziert. In keinem anderen Wirtschaftsbereich wurden prozentual derart viele Arbeitsplätze zerstört. Kahlschlag bei der Zukunftsfähigkeit!

Der für 2007 geplante Verkauf der Deutschen Bahn AG an private Investoren oder auch "Heuschrecken" wird alle negativen Tendenzen verstärken. Da private Investoren einen drei- bis fünfmal höheren Profit aus der Bahn herausholen wollen, wird es zu einer weiteren Konzentration auf Hochgeschwindigkeitsverbindungen, zu einem weiteren Abbau der Bahn in der Fläche, zu einem beschleunigten Abbau der Arbeitsplätze bei der Bahn, zu einem Fahren auf Verschleiß und zu einem radikalen Abbau der Jobs in der Bahntechnik kommen.

Eine andere Bahnwelt ist möglich – eine andere Bahn-Ökonomie ist nötig – zügig! Wir sind am Zug!


 
 
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Erstellt: 2006 URL: www.tourdenatur.net/bahnpolitik2006.php letzte Änderung: 01. Jun 2006