Tour de Natur

Tagebuch 2005

"Kreative Radtour für nachhaltige Verkehrspolitik und Lebensweise"

Mittwoch, 27.07.2005 in Eschwege

Nach einer nicht ganz so langen Anreise von Hanau nach Eschwege trafen wir auf die Tour de Natur. Nach Begrüßung und Schlafplatzsuche in der Halle begaben wir uns gleich zu mehreren Leuten zur Erkungung in die Innenstadt. Im Eiscafe endete unsere Etappe. Leider holte uns das Wetter mit Gewitter ein. Wir saßen fest. Nach Stunden entschlossen wir uns, mit Gelben Säcken bekleidet, ins Quartier zurückzukehren. Leider war Karl-Heinz verschwunden. Wir sahen ihn nicht mehr, da wir uns im Regen und Dunkelheit versuchten, zu orientieren. Nach Stunden tauchte Karl-Heinz aber wieder auf. Er hat, zwar mit uns aufgebrochen, Einkehr in einer Kneipe gehalten, um den Regen abzuwarten. Das haben wir nicht mitbekommen. So, nun konnte die Tour de Natur beginnen.
Liebe Grüße Catherin


Samstag 30.07.2005 in Kassel

In Eisenach hat die Tour de Natur dann endlich angefangen. Es ging dann los von Eisenach nach Eschwege, von Eschwege nach Hannoversch Münden und von Hann. Münden nach Kassel. Weiter sind wir noch nicht gefahren. Trotzdem schreibe ich euch auch noch den weiteren Fahrplan auf von Kassel nach Borken, und von Borken nach Treysa, von Treysa nach Marburg, von Marburg nach Gießen, von Gießen nach Burgholzhausen, von dort aus fahren wir nach Kelsterbach, von Kelsterbach nach Bad Vilbel/Frankfurt am Main. (In Marburg wohne ich übrigens.)

Wir haben viel Musik gemacht, ich habe dabei auch mitgemacht. Ich spiele nämlich auch Trompete und Flöte und habe auch beide Instrumente dabei. Meine Schwester Clara spielt auch Gitarre und Geige, aber sie hat nur ihre Geige dabei. Ich habe hier auch Freunde gefunden und mach auch was mit ihnen und meiner Schwester.   :-)

Wir spielen Theater auf den Marktplätzen, Musik und tanzen und singen und haben viel Spaß. Ich finde die Tour de Natur sehr schön und freue mich, dass ich, meine Schwester Clara und mein Vater Stefan bei der Tour de Natur mitfahren. Wir sind bis nach Kassel, alle drei, immer gefahren.
(Irma, 9 Jahre)


Die Musikinstrumente von Irma.

Sonntag, 31.07.2005 in Borken

Heute war ein windiger aber sehr schöner Tag. Mit ein wenig Verspätung sind wir in Kassel gestartet und nach langer Fahrt auf den Landstraßen bei unserem Rastort angekommen. Dort haben sich alle hungrig aufs Essen gestürzt oder sich einfach erschöpft ins Gras fallen lassen!
Auf der letzten Etappe hatten wir schwer zu kämpfen, da der Wind die geraden Straßen (gemeint sind wohl die ebenen Strecken, Anm. d. Red.) anstrengend wie Berge machte. Somit blieb auch die Luft ein wenig weg und unser so bunter Zug bewegte sich etwas leiser als sonst.
In Borken hat er den Stadtvertreter dann aber, wenn auch nicht zum Handeln, so doch zum Nachdenken über die Autobahn gebracht. Wolf, Wolli und Volkmar wussten gezielt ihre Redebeiträge einzusetzen und Band und Theater haben alles untermalt! Auf jeden Fall hatte der Typ plötzlich einen überaus wichtigen Termin!

Die Turnhalle, in die wir dann umzogen, ist riesengroß und alle Schlaflaute verhallen zwischen ihren Wänden - heute werden bestimmt alle selig und gut schlafen!

Doch im Moment ist noch ein kleines Grüppchen zu hören, das lacht und fröhlich singt und gemeinsam und nicht alleinsam diesen bereichernden Tag mit all seinen netten Gesprächen ausklingen lässt.
Bald wird auch es selig schlummern, um dann morgen wieder mit geballten Kräften den Weg fortzusetzen!
Das Mampfmobil hat sich heute mal wieder selbst übertroffen und einige neue Jongleure sind zur Gruppe hinzugestoßen. Ich freue mich schon auf die nächste Marktplatzaktion!
(Leo)


Dienstag, 02.08.2005 in Marburg


Ein langbelichtetes Foto (aufgenommen von Karin Müller Schmied), das das Temperament und die Bewegungen von Klaus dem Geiger bei seinem Konzert vor der Waggonhalle in Marburg oder - wie hier zu sehen - beim Musizieren am Offenen Abend in Burgholzhausen (s.u.) erahnen lässt...

Mittwoch, 03.08.2005 in Gießen

Bike for Peace
Wir, die Friedensfahrer nahmen ein Stück an Eurer Naturtour teil und werden jetzt weiterradeln zum "Fliegerhorst Büchel" mit seinen US-Atombombern um für ein atomwaffenfreies Deutschland, atomwaffenfreies Europa und eine atomwaffenfreie Welt zu demonstrieren.

Es war ganz wunderbar in Eurer Gesellschaft und die Trennung macht uns das Herz schwer. Aber wir hoffen uns wieder zu sehen, vielleicht entscheiden sich dann mehr und mehr Radler neben der Tour de Natur auch die Friedensfahrten zu unterstützen.
(Im Namen von Bike for Peace - Rainer)

Ich bin das erste Mal bei der TdN dabei - ab jetzt ist das mein "jour fixe", mein regelmäßiger jährlicher "Muß sein" - Termin. Die Mischung aus politischem Anspruch, Gruppendynamik und individueller Leistung stimmt - wobei der Leistungsaspekt im Hintergrund steht. Da gehört er bei der TdN auch hin. Das gemeinsame Erlebnis in der Gruppe ist - neben dem politischen Ziel - das, was die TdN so besonders macht.
(Dirk Breitenstein, Wiesbaden)

Donnerstag 04.08.2005 in Burgholzhausen

Der Offene Abend in Burgholzhausen war wieder einmal unübertrefflich!! Ein Riesen-Dank an Peg, die Moderatorin und an alle Darsteller, die da wären:
(ohne Gewähr an Nennung der gesamten Darsteller)
Akrobatengruppe mit Peter, Tourorchester, Felix und Peter mit Diabolo, Lisa Clara und Judith mit Boyce-Darstellung (die Maus mit Fäden zum Schwingen), das Tourchor (Leipziger Liederband), Thomas mit seiner Israelgeschichte, Wolf und Lutz (Radlereinheitsfront), Wolf + Volkmar, die ein Bürgermeistergespräch nachgestellt hatten (Aktionsbescheid, der in Form einer Baustellenabsperrungsformular an uns gesendet wurde). Klaus der Geiger mit einigen Liedern auf seiner Geige, Fred mit seinen Geschichten, ebenso auch Heiner, von Peer (Franzose) wurde ein Gedicht auf französisch vorgetragen, was auch sehr schön war. Geli als Überraschungsgast versteckt im Schlafsack und lustig herumgehüpft. Ganz zum Schluss kam noch das Improtheater von Christian, da wir alle aber schon sehr müde waren, da es schon halb zwei war, lief das Theater dieses Mal nicht so gut wie sonst.
Wahrscheinlich habe ich noch den einen oder anderen vergessen, diejenigen mögen mir vergeben oder mir schreiben, so dass ich ergänzen kann.
Es wurde sehr spät und doch war es sehr schön!!
(Karin)

Samstag, 06.08.2005 in Bad Vilbel/Gronau

Oje... der letzte Tag neigt sich dem Ende.
Das Mampfmobil, Har, Kyra & Ruven bereiten fleißig das alljährliche & immer wieder beliebte Abschlussessen vor. Mal sehen, ob sie sich wie so oft selbst übertreffen.
Gestern Abend war mal wieder'n bisschen Bildung angesagt. `Ne Frau (Brigitte Martin, BUND-Mitglied, Anm. d. Red.) von der BI gegen den Flughafenausbau präsentierte uns den aktuellen Stand der Dinge in Frankfurter Main. Es fanden sich wieder erstaunlich viele Zuhörer, die auch viele Fragen stellten. Leider wurden wir vom Regen überrascht. Doch das machte nix & so zogen wir spontan nach drinnen in so ein kleines Räumchen. (PS: vor dem Vortrag fanden sich viele spontan zum Eis ein). Der heutige Morgen, ohne DAL - der allmorgendliche Lustschrei, da Ralph abgereist ist, begann wieder schleppend & so kamen wir nicht vor 10 los, obwohl Wolf wirklich sein Allerbestes gab, um die Rammelherde zum Starten zu bringen. LOB an Wolf.
Wir waren 106 Radlerinnen & Radler heute, da wir von der BI gegen den Flughafenausbau unterstützt wurden, die sich als Tross in Richtung Flughafen bewegten, wo 'ne große Aktion stattfand mit lauter Musik, lauten Ansagen & Klingelkonzerten. Diesmal war alles noch lauter, da die Geräusche aus den riesigen Boxen der Ortsgruppe kamen. Dann starteten wir "spontan" was verboten war & radelten über 'ne nicht genehmigte Straße `ne Ebene höher, um noch mehr Leute zu erreichen. Die BI-MitgliederInnen waren unendlich dankbar über unsere Unterstützung & wir konnten ihnen wieder mehr Mut geben!!
Mittag gabs im Ostpark nach 'ner fetzigen Tour durch Frankfurts Innenstadt.
Wir sind weniger geworden, aber trotzdem nicht weniger motiviert. Die Augen werden zwar kleiner und kleiner, die Ringe unter diesen größer, die Sachen dreckiger, die Gesänge bisschen leiser, aber dennoch geht's uns wunderbar. Ich genieße sehr die Nähe, die da ist & das Gefühl eine Gruppe zu sein. Es wird schwer, morgen heimzufahren & alles hinter mir zu lassen. "Möge die Straße..."
In diesem Sinne! Liebe Grüße Peg

Sonntag, 07.08.2005 in Bad Vilbel/Gronau

Die Tour de Natur war wie immer ein einmaliges Erlebnis. Das tolle ist, dass jeder so akzeptiert wird wie er ist.
Außerdem ein großes Lob an das Team vom Mampfmobil, es war sehr lecker. Besonders schön war, dass es dieses Jahr ausreichend Schokoladenaufstrich für alle gab. Die Tour wird für mich unvergesslich bleiben und ich werde sicher nächstes Jahr wieder mitfahren.
(Baika)

a tour of feelings

once we met, long time ago
seems to be ages, to get you back
I burst into tears when I saw you
feelings went up and down again
there ain't no mountain high enough
and no ralley to low
my love is bound up on your heart
I cried when we fall up apart.

since I had to let you go
I love you and I miss you so.
(Anni)


Eine schöne, harmonische, kreative, viele neue Leute anziehende, entspannte, aktions- und lehrreiche, am Ende noch aufregende (Flughafenaktion), emotionsreiche TdN 2005 geht zu Ende.
Ich sitze in der Sonne mit Wehmut im Herzen, der ganze bunte Haufen löst sich gerade auf und kehrt zurück in seine Schneckenhäuser. Ob etwas bleibt für den Alltag?
Ich jedenfalls fühle mich gestärkt für den Alltag und das, was da jetzt auf uns zukommt, in dem Bewusstsein, neue MitstreiterInnen gewonnen zu haben für den Erhalt unser aller Welt, die endlich ist wie alles auf ihr.
(Wolf von Bültzingslöwen)

 


Ein paar Zeichnungen von Paddy fanden sich auch im Tourtagebuch
Was will uns dieser kleine Künstler wohl sagen... :-)

 

(Verantwortlich für die Beiträge im Tourtagebuch sind die jeweiligen Beitragsautoren. Verantwortlich für die Veröffentlichung ist Karin Müller Schmied. Reklamationen und Änderungswünsche bitte an Karin Müller Schmied.)


Von Uli Schäfer bekamen wir unabhängig vom Tourtagebuch auch folgende Nachschau zur Tour de Natur 2005:

Als ich am 25.07. mit Erich Kleppel aus Frankfurt zusammen und dem mobilen Tourbüro im Fahrradanhänger über die Rhön zum Start der Tour de Natur nach Eisenach radele muss ich daran denken, wie zugleich aus allen Teilen Deutschlands Leute auf diesen Punkt zustreben um ab dort zusammen auf Tour zu gehen. Sie alle wollen gemeinsam für den Erhalt der Natur und eine umwelt- und sozialverträgliche Verkehrspolitik eintreten.
Wir fahren dazu gemeinsam in der großen Gruppe durch das Land, die leider von der Polizei vor ungeduldigen und manchmal auch verärgerten Autofahrern geschützt werden muss. Geschlafen wird wie üblich in Turnhallen und es ist jedes Mal wieder erstaunlich, welches Warenlager an persönlichen Sachen, da jeden Tag ausgepackt und am nächsten Tag wieder per Fahrrad weiter transportiert wird.
Auf den Marktplätzen machen wir Straßentheater, Musik und Jonglagevorführungen um die Leute für unser Anliegen zu interessieren. Die Musikgruppe ist diesmal besonders gut besetzt und hat auch während der Vorbereitung schon einige Male zusammen geübt. Einige Kinder haben sich mit ein wenig Anleitung sehr schnell im Jonglieren mit Diabolo und Stöcken geübt und können eine schöne Vorführung bieten.
In den ersten Tagen kommt relativ häufig das Signal "Panne" von hinten über Funk zur Tourenleitung. Manche Leute müssen erst sehen, wie Sie Ihr Gepäck dauerhaft auf dem Rad befestigen und so manches Rad wird offensichtlich unterm Jahr seltener benutzt und muss erst tourtauglich gemacht werden. Das gibt sich aber in den nächsten Tagen, so dass der Tross etwa ab Eschwege schon flüssiger durch das Werratal rollt.
In Hann-Münden werden wir vom Bürgermeister sowie von einem Vertreter der Bürgerinitiative gegen den Ausbau des Flughafens Kassel Calden erwartet. Wir werden mit dieser und anderen Bürgerinitiativen während der Tour verschiedene Aktionen gegen die weitere Naturzerstörung durch den geplanten rücksichtslosen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Hessen machen. Wir bleiben in Hann-Münden einen Tag, um Aktionen vorzubereiten und auch mal etwas Zeit für Gemeinsamkeit zu haben. Es trifft sich gut, dass dies der einzige Tag auf der Tour bleibt, an dem es tagsüber unangenehm stark regnet. Ansonsten ist das Wetter fast ideal zum radeln.
In Marburg begrüßt uns Klaus der Geiger mit einem Konzert, zu dem auch unser Tourorchester und die Jongleure schöne Beiträge bringen.
In Kelsterbach und Frankfurt gibt es nochmals Kundgebungen gegen den Flughafenausbau und den Bau des Riederwaldtunnels bevor die Tour mit einem großen Festessen und der traditionellen Versteigerung der von den Teilnehmern in den Unterkünften vergessenen Sachen zu ende geht.
In Gießen haben wir in verschiedenen Arbeitsgruppen über das Weiterleben des Projekts "Tour de Natur" diskutiert und dabei unter anderem beschlossen, dass die nächste Tour in Kassel starten und ins östliche Sachsen verlaufen soll. Die bisherige Konzeption der Tour als Mischung aus Urlaub, Gemeinschaftserlebnis und verkehrspolitischer Aktion soll im Wesentlichen erhalten bleiben, genauso wie die dieses Jahr bereits praktizierte etwas ruhigere Gangart, die sich wohltuend von teilweise hektischen Touren der vergangenen Jahre unterschied.

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Erstellt: 2005 URL: www.tourdenatur.net/tagebuch05.php letzte Änderung: 24. Aug 2005