Tour de Natur

Argumente zur Verkehrspolitik

"Kreative Radtour für nachhaltige Verkehrspolitik und Lebensweise"

Was ist nötig?


Was meinen wir damit?

Verkehr vermeiden heißt:

Arbeit, Wohnen und Freizeit müssen städtebaulich und raumplanerisch wieder näher zusammenrücken. Dadurch werden die täglichen Wege insgesamt kürzer, und es können mehr Wege zu Fuß oder mit dem Rad erledigt werden. Die Zersiedelung muß gestoppt und städtische Verdichtung wieder aufgewertet werden. Städtische Verdichtung ist eine Voraussetzung aber kein Garant für Verkehrsvermeidung und -verlagerung. Eine Stadt bietet diese Möglichkeit schon, deswegen könnte dort schon heute viel Verkehr eingespart werden.

Die gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen müssen so umgestaltet werden, daß sie Anreize zur Verkehrsvermeidung und -verlagerung bieten.

Die gesetzliche Erschließungspflicht ist in der Praxis eine Pflicht zur autogerechten Erschließung, ÖV-Erschließung ist dagegen nur "freiwillige Leistung" der Gebietskörperschaften (in der Praxis: eine Neubausiedlung, zu der zu wenig Straßen führen, wird von der Aufsichtsbehörde nicht genehmigt, eine solche, zu der kein öffentliches Verkehrsmittel, kein Fußweg und keine zumutbare Radverkehrsverbindung führt, sehr wohl)

Verkehr verlagern heißt:

Personen- und Güterverkehr müssen so weit wie möglich auf Bahn, Schiffahrt, Bus, Fahrrad oder die Füße verlagert werden. Dafür müssen diese Angebote verbessert werden und für den Güterverkehr Umschlaganlagen eingeführt werden.

Verkehrsberuhigung / Entschleunigung heißt:

Generelle Einführung von Tempo 100 auf Autobahnen und von Tempo 30 innerorts sowie sinnvoll ausgebaute Bundesstraßen statt neuer Autobahnen. Wir schlagen Mischverkehr als Regellösung vor, so daß grundsätzlich auch Radfahrer unter zumutbaren Bedingungen öffentliche Straßen benutzen können. Durch eine Entschleunigung im Auto- und im Flugverkehr kann sehr viel Energie eingespart werden, und Abgase würden bei geringeren Flughöhen die empfindliche Stratosphäre weniger belasten.

Verantwortungsvolles Verkehrsverhalten anregen heißt:

Alle Menschen müssen insbesondere über die Medien ermutigt werden, nach Alternativen im täglichen Verkehrsverhalten zu suchen und sie auch konsequent einzusetzen. Die Umweltbelastungen der einzelnen Verkehrsangebote müssen für den Verbraucher erkennbar gemacht werden, ebenso die in Produkten versteckten Verkehrsaufwände.

Verkehr optimieren durch verkehrsträgerübergreifende Logistik heißt,

sinnvolle regionale und überregionale Verkehrskonzepte zu erstellen, in welchen alle Verkehrsträger aufeinander abgestimmt werden. So zum Beispiel die Abstimmung von Bahn-, Bus- und Radverkehr (Personenverkehr) sowie Huckepack- und Containerverkehr (Güterverkehr).

Verkehr umwelt- und sozialverträglich abwickeln heißt,

die Umweltbelastungen, die durch den Verkehr erzeugt werden, zu minimieren. Anstatt sich ausschließlich an der Verkehrsbedeutung von Straßen zu orientieren, müssen Tempolimits und andere Verkehrsbeschränkungen verstärkt an die lokalen Erfordernisse der Verkehrssicherheit und des Lärm- und Umweltschutzes angepaßt werden, d.h., Tempo 30 wo nötig auch auf Hauptverkehrsstraßen. Die jetzige Verkehrsbelastung betrifft besonders Bevölkerungsschichten mit niedrigem Einkommen. Diese wohnen eher in der Nähe von Stadtautobahnen, Autobahnauffahrten und Straßen mit hoher Verkehrsdichte. Um Verkehrsbelastung in Wohnbereichen zu vermindern, müssen sinnvolle Ortsumfahrungen gebaut werden, statt die staubelasteten Straßen weiter auszubauen. Tempo-30-Zonen mindern Lärm und Gefahren. Alternative Energieträger und Antriebstechniken mindern die Emissionen. Lärmschutzmaßnahmen müssen zusätzlich verstärkt werden, diese allein sind jedoch zu wenig!

Auch die für öffentliche Verkehrsmittel bereitgestellten Mittel werden zu häufig für - die ländlichen Bereiche aussparende - Großprojekte verwendet.

Gleichstellung der Verkehrsträger heißt:

Viele Leute meinen, der Transport durch PKWs und LKWs sei billiger als der Öffentliche PersonenNahVerkehr und Personen- und Gütertransport mit der Bahn. Jedoch werden die vom Kfz-Verkehr verursachten Kosten (z.B. Straßenbau-, Unfall-, Lärmschutz- und Umweltschutzkosten) diesem nur teilweise angelastet, den Rest müssen auch Nichtautofahrer tragen. Der Ausbau von Radverkehrsnetzen dagegen geht nur schleppend voran und geht oft zu Lasten der Fußgänger anstatt der Autofahrer. Auch der Öffentliche Verkehr wird bei der Verteilung staatlicher Investitionsmittel vernachlässigt. Um diese Einseitigkeit zu ändern, fordern wir Umverlagerung aller durch ihn entstehenden Kosten auf den Autoverkehr, Gleichstellung in der finanziellen Förderung aller Verkehrsmittel, einen Ausbau der öffentlichen Verkehrsträger, um ihre Attraktivität zu erhöhen und die Ausschilderung und Verbesserung von durchgängig und sicher benutzbaren Radrouten- und Fußwegnetzen. Das Autofahren ist zu billig, denn aus ökologischen Gründen muss jedweder Verkehr grundsätzlich seine Kosten selbst decken.

Technik verbessern heißt:

Die Umweltschäden und die Unfallrisiken für jeden Verkehrsteilnehmer sind mittels moderner Technologien zu minimieren. Existierende technische Lösungen müssen verbindlich eingeführt werden. Auch die Eisenbahn sollte noch sicherer, leiser, energiesparender gestaltet und mit moderner Informationstechnologie ausgestattet werden. Dabei sind auch Techniken aus dem Automobilbau und dem Flugzeugbau anzuwenden.

Noch so ausgeklügelte Verkehrsleitsysteme können eine fehlerhafte Raumordnungs- und Verkehrsplanung nicht wettmachen.

Weiterhin gilt es, einige allgemeine Irrtümer bezüglich des Verkehrs zu beheben:

Entgegen allgemeinen Annahmen

  1. behebt der Ausbau von Straßennetzen Verkehrsprobleme nicht, sondern schiebt sie nur kurzfristig auf. Eine breitere Straße ist auch attraktiver für Autofahrer und zieht deshalb Verkehrsströme an und bewegt ÖPNV-Nutzer zum Umsteigen auf das Auto. Das Ergebnis sind wiederum verstopfte Straßen. Immer neue Straßen helfen also nicht weiter bei Verkehrsproblemen, sondern jede/r einzelne muß sich fragen, ob er/sie sein/ihr eigenes Auto unbedingt täglich benötigt, und er/sie nicht doch auf platzsparende öffentliche Verkehrsmittel umsteigen sollte. Ebenso entlastet eine Autobahn nicht vom innerstädtischen Verkehr, der zumeist aus ansässigen Personen besteht. Regionaler Durchgangsverkehr kann durch Ortsumgehungen und ausgebaute Bundesstraßen mit mehr Anschlußpunkten besser abgezogen werden als von Autobahnen.

  2. schafft eine neue Autobahn nicht zwingend neue Arbeitsplätze, aber es wird für große Firmen attraktiver, Teile ihrer Produkte andernorts fertigen zu lassen, denn so können die LKW noch schneller in Nachbarländer mit Billiglohn gelangen. Auf der anderen Seite würden regionale Verkehrskonzepte (Ortsumgehungen, Bundesstraßenausbau, Huckepackverkehrssysteme, Ausbau des ÖPNV, usw.) Arbeitsplätze in der Region schaffen.

  3. ist die Mobilität grundsätzlich während der letzten 100 Jahre nicht gestiegen, nur die täglichen Wege sind aufgrund des Autos für Jedermann/frau länger geworden.

  4. ist das Auto nur scheinbar schneller als Fahrräder und ÖPNV. Rechnet man bei der gewöhnlichen Fahrzeit nämlich Staus, Zeit zur Parkplatzsuche oder gar die Arbeitszeit, die man aufgebracht hat, um sich ein Auto kaufen zu können, mit hinzu, so ist das Auto nicht effektiv schneller als ÖPNV oder Fahrrad. Zudem sollte bedacht werden, daß man die Zeit in Bus und Bahn sinnvoll nutzen kann, weil man sich nicht auf den Verkehr konzentrieren muß. Tägliches Radfahren erhöht die durchschnittliche Lebenserwartung um ca. 2,5 Jahre.


Quellen:
 
 
Fatale Bahnpolitik   B170 E55 <-> Rollende Landstraße
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Erstellt: 1999 URL: www.tourdenatur.net/verkehr.htm letzte Änderung: 19. Oct 2004